Wie kann es nach einer Beratung nun weitergehen? Die Möglichkeiten einer Therapie möchte ich hier nur ganz kurz ansprechen, denn ich denke, dass genau diese Frage besser in einem ausführlichen Beratungsgespräch geklärt werden sollte. Damit du dich aber mit dem Gedanken an eine Therapie schon einmal auseinandersetzen kannst, stehen hier nun aber doch ein paar Infos:
Kaum eine Essgestörte schafft den Weg aus der Krankheit aus eigener Kraft. Vielen fällt es sehr schwer, diese Erkenntnis anzunehmen: es ist nicht leicht, sich einzugestehen, dass man an einer Essstörung leidet und es ist auch nicht leicht, Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen. Trotzdem möchte ich noch einmal betonen: Es geht dir nicht gut und du hast ein Recht auf Hilfe! Wie kann diese Hilfe nun also aussehen?
Zu erst einmal ist ganz wichtig: Es geht um dich, um dein Leben, um deine Gesundheit. Du musst eine Therapie wollen und auch wirklich als HILFE, als Unterstützung für dich ansehen. Wenn du eine Therapie beginnst, weil deine Eltern das wollen, dann wird sie sehr wenig Erfolg haben. Wenn du eine Therapie mit dem Vorsatz beginnst, dass dir sowieso nicht zu helfen ist, dann wird es auch sehr schwierig werden... Es ist also wichtig, dass du dich aufgehoben fühlst und dass du von deiner Therapie wirklich überzeugt bist. Die richtige Therapie zu finden, ist sehr schwer und du solltest dir dabei von einer Beraterin helfen lassen. Beratungsstellen haben normalerweise auch Listen mit Therapeut/innen, die sich auf Essstörungen spezialisiert haben. Außerdem kannst du über das Vermittlungsnetzwerk Essstörungen der Uni Leipzig eine Liste mit freien Therapieplätzen abrufen.
Es gibt verschiedene Therapieformen: Zunächst einmal stellt sich die Frage, ob du eine ambulante oder eine stationäre Therapie machen solltest.
Ambulante Therapien
Bei einer ambulanten Therapie gehst du ein bis dreimal pro Woche für jeweils 50 Minuten zu einem Therapeuten oder einer Therapeutin. Es gibt ganz verschiedene Therapieformen wie zum Beispiel Gesprächstherapie, Verhaltenstherapie oder Psychoanalyse. Meiner Ansicht nach ist es bei der Behandlung von Essstörungen sehr wichtig dass die Therapeutin/ der Therapeut Erfahrungen mit dem Thema hat oder noch besser auf die Behandlung von Essstörungen spezialisiert ist. Wenn du dich in einer Beratungsstelle beraten lässt, dann frage gleich nach geeigneten Therapeut/innen, die sich mit dem Thema auskennen. Deine Krankenkasse zahlt dir eine gewisse Anzahl an "Erstgesprächen" mit Therapeut/innen (nachfragen!!!) und du solltest erst mit der Therapie beginnen, wenn du wirklich ein gutes Gefühl hast. (Dabei musst du natürlich auch ehrlich zu dir selbst sein... es gibt auch Menschen, die so große Angst haben, dass ihnen keine Therapeutin recht ist... das ist natürlich sehr, sehr schade und du musst aufpassen, dass du dir nicht selbst im Weg stehst.)
Stationäre Therapien
Wenn es dir körperlich sehr schlecht geht, du schon sehr lange essgestört bist oder die Situation zu Hause unerträglich geworden ist, dann solltest du über eine stationäre Therapie nachdenken, also über den Aufenthalt in einer Psychosomatischen Klinik. Auch hier ist es meines Erachtens nach sehr wichtig, dass die Klinik sich mit dem Thema Essstörungen gut auskennt und dass du dich dort gut aufgehoben fühlst. Ansonsten wirst du dich nur gegen das Therapiekonzept sperren und deine Essstörung möglicherweise noch verstärken. Vielen fällt es schwer sich den Alltag und das Leben in einer Klinik vorzustellen. Es ist darum auf jeden Fall hilfreich sich einmal mit Berichten aus Kliniken auseinander zu setzen, die du über eine Internetrecherche findest.
Sehr beeindruckt hat mich immer wieder das Therapiekonzept des TCE (Therapie Centrum für Essstörungen) in München, das in den Bücher von Monika Gerlinghoff ausführlich beschrieben wird. Literaturangaben findest du auf unserer Literaturseite.
Wenn du dich entschieden hast, eine Therapie zu beginnen, dann wirst du wahrscheinlich mit einer Menge widerstreitender Gefühle zu kämpfen haben. Unsicherheit, Angst vor dem, was dich erwartet. Vielleicht auch Wut oder Trauer. All diese Gefühle sind normal und haben ihre Berechtigung. Versuche nicht sie zu verdrängen, sondern lass sie zu, mache sie zum Thema deiner Therapie. Nur so wirst du weiterkommen! Wir wünschen dir für deinen Weg viel Mut und Kraft!!!
Wartezeiten
Viele Mädchen und Frauen berichten uns frustriert von langen Wartezeiten auf einen Therapieplatz. Leider ist es wirklich so, dass viele Therapeut/innen Wartezeiten haben. Wenn du dich gerade entschlossen hast, jetzt endlich eine Therapie zu machen, dann ist es natürlich niederschmetternd noch zwei oder drei Monate zu warten. Trotzdem solltest du nicht aufgeben, sondern versuchen, dir die Wartezeit irgendwie erträglich zu gestalten. Vielleicht ist es z.B. möglich, dass du in einer Beratungsstelle beraten wirst bis du einen Therapieplatz findest - ansprechen solltest du es auf jeden Fall! Auch die Teilnahme an einer Onlineberatung kann dir helfen! Informationen findest du auf der Seite Hilfe bei Essstörungen.
Freie Therapieplätze findest du hier: www.bundesfachverbandessstoerungen.de/service/freie-therapieplaetze